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Bedeutsamer als die berühmte »Ich-bin-ein-Berliner«-Rede, die bei seinem Besuch Ende Juni 1963 die Berliner zu Jubelstürmen hinreißt und die eher der klassischen Tonlage des Kalten Krieges entspricht, werden für das Brandt-Team deshalb Kennedys Äußerungen vor den Studenten der Freien Universität: »Es ist wichtig, daß für die Menschen in den stillen Straßen östlich von uns die Verbindung mit der westlichen Gesellschaft aufrechterhalten wird – mittels aller Berührungspunkte und Verbindungsmöglichkeiten, die geschaffen werden können, durch das Höchstmaß an Handelsbeziehungen, das unsere Sicherheit erlaubt ...« Mit diesen Sätzen aus dem Munde des Führers der freien Welt sehen Brandt, Bahr und Albertz die Ansätze zu ihrer Politik der kleinen Schritte gegen noch so wütende Angriffe der Status-quo-Beharrer legitimiert.
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Zeitlebens als Fehler rechnet sich der Regierende an, daß er den Ostberlin-Besucher Chruschtschow auch bei einem zweiten Anlauf Anfang 1963 nicht sieht, als dieser zum SED-Parteitag nach Ostberlin reist.
—Peter Merseburger, »Willy Brandt«, (München: Pantheon Verlag, 2013), 446, 448.
The news is of Macron, Scholz, Biden shipping armor, the question only of the strength. One headline this morning: »Robert Habeck hält Lieferung von Leopard-Panzern für denkbar«.
Kaum ist die Raketenkrise auf der Karibikinsel dann ausgebrochen, scheint West-Berlin noch mehr gefährdet: Würde ein amerikanischer Angriff auf Kuba nicht eine sowjetische Revanche in Berlin geradezu herausfordern? Spielt Willy Brandt für diesen Fall mit dem Gedanken, die »Zone« zum Aufstand zu ermuntern? Verschlüsselt, wie es oft seine Art ist, schreibt er 1976, er habe damals vor Fehlkalkulationen warnen wollen: Wenn etwas gegen Berlin unternommen werde, »könnten wir nicht auch noch unsere Landsleute in der ›Zone‹ beschwichtigen«. Von einigen, die die Zusammenhänge nicht kannten, sei das damals als Spiel mit dem Feuer kritisiert worden – »doch wir hatten Anlaß, den gewichtigeren Warnungen der Weltmacht auch die unsere hinzuzufügen«, und sie sei dort, wo sie verstanden werden sollte, wohl auch verstanden worden. Etwas Ähnliches wie der Aufstand vom 17. Juni 1953 habe gewiß nicht im Interesse der Sowjetunion gelegen. Egon Bahr wird da deutlicher: »Ernsthaft überlegten wir zum erstenmal, ob es in einer solchen Situation, in der es um alles geht, nicht richtig wäre, über alle erreichbaren Sender zum Aufstand in der Zone aufzurufen und die Volksarmee dazu, Befehle zum Einsatz gegen Berlin zu verweigern und die Gewehre umzudrehen. Wir waren 1962 davon überzeugt, ein solcher Aufruf wäre befolgt worden …«
—Peter Merseburger, »Willy Brandt«, (München: Pantheon Verlag, 2013), 436.
DIE ZEIT: Fiona Hill, you said in an interview with us one year ago that another Trump presidency would be the end of American democracy. Do you still stand by that?
Fiona Hill: Yes, I do. Even more so now because we know what happened during the Capitol attacks in Washington on January 6, 2021. Trump incited violence. He attempted to mount a coup. We’ve got all this evidence now. If he does get reelected against that backdrop, how can you go on from there, domestically and internationally?
ZEIT: You worked in his administration for more than two years. Looking back, do you still believe that was the right call?
Hill: Yes. Given what had happened with Russian interference in the 2016 election, it was crucial to do something in response. It was a national security crisis, and that was my area of expertise.
Yascha Mounk: I agree with Fiona that a second term for Trump would be much more dangerous than the first. Back in 2016, he had no political experience, few loyalists, hardly any control over the Republican Party. Now, he has been president for four years, can call on a much bigger number of allies and is in control of the party. If he were to be reelected, he would be much more effective – and would set out to weaken checks and balances from day one. Still, I have become a bit more optimistic over the past years. One reason is the regional dispersion of power. Trump tried to subvert the 2020 elections but was unable to do so because there is not one centralized electoral committee. It is very hard to take over thousands of different organizations responsible for the count of the vote across the country. That distinguishes the United States from countries like Hungary. The second reason is the strength of civil society and private money.
ZEIT: Private money?
Mounk: There is enough money going around in America that there are a lot of organizations that don’t depend directly on the government, from media outlets to civil society associations. The New York Times, for example, can succeed even when the federal government is hostile to it. So, yes, a second Trump term would undoubtedly be an even more serious democratic emergency. But it’s premature to conclude that democratic institutions would buckle. American democracy is more likely to survive than to die.
The handwringing about „American Democracy“ which seemed to explode onto western mass media in the fall of 2016 continues unabated, terms and concepts ever more detached from reality. What could it mean for American Democracy to „heal“? How do these speakers define „heal“ in the case of American Democracy? How do they define „sickness“?
Hill follows „If he does get reelected against that backdrop, how can you go on from there, domestically and internationally?“ by immediately affirming her decision to work for the Trump Administration „Given what had happened with Russian interference in the 2016 election“ was the right one. What would it mean for the United States to not „go on from there, domestically and internationally“? Would Hill imagine the United States somehow packing it in and going home, announcing it would no longer be a country, domestically or internationally?
Mounk sees American Democracy as being guaranteed by „the strength of civil society and private money“, by private money’s control of institutions like the New York Times, for example. I for one certainly find this logic impossible to argue with. I mean, how can you argue with this?
Die DDR, sagt Brandt mit sehr viel lauterer Stimme, als es seine Gewohnheit ist, habe mit dem Einmarsch der Nationalen Volksarmee den Ostsektor annektiert, und er vergleicht dies mit der Rheinlandbesetzung durch Adolf Hitler. DDR-Innenminister Maron habe den Westmächten drei Übergänge zugewiesen, über die sie in den Ostssektor gelangen könnten — akzeptierten die Kommandanten dies, so Brandt weiter, gehorchten sie ostdeutschen Befehlen, und die mächtigen Vereinigten Staaten gäben vor aller Welt das Schauspiel, sich widerstandslos von einem Satrapen der anderen Großmacht bevormunden zu lassen.
Die drei Übergänge schrumpfen bald auf einen: Checkpoint Charlie in der Friedrichstraße. Doch die drei Herren über West-Berlin erweisen sich als kleine, übervorsichtige Beamte, die Order parieren. Und diese Order besagt, daß alles zu unterbleiben habe, was die Lage verschärfen könnte.
—Peter Merseburger, »Willy Brandt«, (München: Pantheon Verlag, 2013), 397.
I find this such an interesting passage! This is the first time I remember reading a comparison of the Mauer with the occupation of the Rheinland. Kennedy not using tanks to push over the blocks while the wall was under construction was one of the very few places my father and I disagreed on things political. After Peter Fechter’s death Peter Brandt recollects stones being thrown at GI jeeps as well as at Soviets. I find this especially illuminating of the later Ostpolitik and more importantly how Ostpolitik was perceived, as now Schröder and Russlandverstehers are presented and perceived.
Zeigen Sie Ihren Personalausweis. Steigen Sie aus. Schließen Sie die Wagentür. Folgen Sie uns zu diesem Fahrzeug. Steigen Sie ein. Die Wagentür wird zugeschlagen und von innen verriegelt. Wer sind Sie? Ministerium für Staatssicherheit. Gegen Sie liegt eine Anzeige vor. Wir bringen Sie zu unserer Dienststelle. Dort erfahren Sie alles weitere. Was fur eine Anzeige, wer hat mich angezeigt? Alles weitere erfahren Sie in unserer Dienststelle. Warum behalten Sie meinen Ausweis? Das ist bei uns so üblich, sagt er, das ist das Recht des Gastgebers.
Als ich meinen Ausweis gezeigt hatte, dachte ich: Vielleicht meinen sie einen anderen. Vielleicht meinen sie einen von denen, die auch im Wagen saßen, einen von meinen Freunden. Einen anderen, nicht mich. Aber sie meinten mich. Und keinen anderen.
Schweigen / Leere diese Gesichter und ihr Lächeln / sie brüllen nicht / sie schlagen nicht / warum brüllst du nicht / warum schlägst du nicht um dich / was ist sinnvoll, was sinnlos / und worin liegt der Sinn und wo die Absicht / und wohin und warum.
Woher kommt dieser Schock? Es ist etwas eingetreten, womit zu rechnen war. Aber womit habe ich denn gerechnet? Ich habe von «der Möglichkeit einer Verhaftung» gesprochen. Aber das waren Worte. Ich habe doch gar nicht gewußt, was es heißt, verhaftet zu werden. Ich habe Worte verwendet, deren Bedeutung, deren Erlebnisinhaft ich nicht kannte. Ich habe nicht gewußt, wovon ich sprach.
—Jürgen Fuchs, »Vernehmungsprotokolle«, (Berlin: Jaron Verlag GmbH, 2009), 9.
I read this some days ago, and it has stuck with me. Fuchs is writing about an arrest in the DDR in 1976, but this passage transcends time and place. I’m been thinking about it especially in the context of Russian and Belarusian opposition, German „preventive detention“ of climate activists, the Guardian line today about „a continual commitment to using violence to control people and manage problems“ in the US.
Es ist nicht angenehm, hier zu sein. Das Gefühl lässt sich kaum beschreiben: wenn man Gitter vor den Fenstern hat und die Zellentür ins Schloss fällt, wenn der Körper gefangen, aber der Geist frei ist – das klingt klischeehaft, ich weiß…
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Die Politik sperrt uns lieber weg, als sich mit der unangenehmen Wahrheit, der Klimakrise, zu beschäftigen. Ich kann oft nicht fassen, dass ich in einer Welt lebe, in der das wirklich passiert. Das macht mich traurig und manchmal auch sehr wütend.