Wenn US-Soldaten in Gaza das Völkerrecht brechen und ethnische Säuberungen vornehmen, wäre Deutschland, von dessen Boden dieser Krieg mitgeführt würde, Mittäter

Jens Berger, NachDenkSeiten:

„Die USA werden den Gazastreifen übernehmen“ und dorthin Truppen entsenden, so Trump. Man werde das Gaza „planieren“, die Palästinenser sollten den Gazastreifen „für immer verlasen und anderswo in schöne Häuser umsiedeln, wo sie glücklich sein können und nicht erschossen werden“. Was für ein Zynismus. Was Trump da vorschlägt, ist ein völkerrechtswidriger Angriffskrieg, die völkerrechtswidrige Annexion eines souveränen Staates und ethnische Säuberungen. Sein Traum einer „Riviera des Nahen Ostens“ klingt derweil wie ein Immobilienentwicklungsprojekt. Wahrscheinlich sollen israelische und amerikanische Touristen künftig im Trump Hotel Gaza dem Glücksspiel frönen und bewacht von US-Militärs den Sonnenuntergang über der Levante genießen. Ginge es hier nicht um Trump, die USA und Israel, sondern um Putin und Russland wäre der medial-politische Komplex sicher schon völlig aus dem Häuschen und würde zur nächsten Zeitenwende blasen. Da es aber um unsere „guten Freunde“ aus den USA geht, begibt man sich lieber in eine Duldungsstarre und übt lauwarme Kritik, ohne dieser Kritik etwas folgen zu lassen.

Das ist sogar „verständlich“, da die einzig logische Folge, die man aus Trumps imperialen Getöse ziehen müsste, Transatlantikern gar nicht schmeckt. Spielen wir Trumps Pläne doch mal durch. Ohne die US-Stützpunkte in Deutschland wäre ein „robustes militärisches Engagement“, wie man einen derartigen Angriffskrieg wohl euphemistisch bezeichnen würde, in Nahost überhaupt nicht denkbar. Wenn US-Soldaten in Gaza das Völkerrecht brechen und ethnische Säuberungen vornehmen, wäre Deutschland, von dessen Boden dieser Krieg mitgeführt würde, Mittäter, solange es den USA die Nutzung von US-Stützpunkten für diesen Krieg nicht untersagt. Doch wer glaubt ernsthaft, dass ein Donald Trump sich darum scheren würde, ob ein „Mister Schulz“ oder ein „Mister Mörz“ ihm irgendwas erlaubt oder verbietet.

Wenn man mitbekommt, dass ein Dritter eine schwere Straftat begehen will, und diese Straftat geschehen lässt ohne zu versuchen, sie zu verhindern oder zumindest zu erschweren, macht man sich selbst schuldig. Deutschland muss also tätig werden. Es reicht nicht aus, in Sonntagsreden über Trump und seine außen­politischen Wahnvorstellungen zu zetern. Wer A sagt, muss auch B sagen und seinen Worten Taten folgen lassen. Ami go home – nie war diese Forderung schlüssiger als heute.

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